Schlauch wechseln statt Vokabeln pauken

CBG-Schüler als Praktikanten in der Ankommen-Werkstatt

 

Schlauch wechseln, Kette ölen, Birnchen prüfen – diese Tätigkeiten stehen für Abdul (13), Emily (13) und Mattis (14) zurzeit genauso auf dem Stundenplan wie Vokabeln, Mathe-Formeln und Grammatik pauken. Denn die drei gehören zu den rund 80 Jungen und Mädchen, die an einem Pilotprojekt des Cornelius-Burgh-Gymnasiums teilnehmen. Der Titel „Verantwortung“ ist dabei Programm. Die Schüler und Schülerinnen der 8. Klassen übernehmen Aufgaben im Sozialbereich, im Naturschutz und in der Technik. So haben sich die Ehrenamtler aus der Fahrrad-Werkstatt der Flüchtlingshilfe „Ankommen“ e.V. bereiterklärt, Abdul, Emily und Mattis für die Projektzeit ins Schrauber-Team aufzunehmen.

Im Blaumann erhalten sie praktische Unterweisung rund um die Rad-Reparatur und kommen zudem in Kontakt mit geflüchteten Menschen, die in der Ankommen-Werkstatt ein Fahrrad für kleines Geld erwerben können. Nachdem sie bereits mehr als die Hälfte ihrer 15 Projektstunden im Keller der Grundschule Kückhoven absolviert haben, ziehen die drei ein positives Resümee: „Mich macht es glücklich, wenn ich sehe, dass wir Geflüchteten helfen können“, meint Abdul, der dank seiner arabischen Muttersprache schon mehrmals für Jürgen Trautwein, den Werkstatt-Leiter und ehemaligen CBG-Pädagogen, dolmetschen konnte. Und Emily freut sich, dass sie ihr technisches Interesse umsetzen kann und etwas Praktisches für ihr Leben dazulernt. Mattis kann sich vorstellen, später selbst einmal ehrenamtlich tätig zu sein. Alle drei sind engagiert bei der Sache, lernen den richtigen Umgang mit dem Werkzeug und haben sichtlich Spaß am handwerklichen Arbeiten.

Davon hat sich auch Astrid Lowis-Auth, neben Katrin Pippich eine der beiden Betreuerinnen im Pilot-Projekt, überzeugt. „Uns ist es wichtig, dass die Stärken, die die Schüler jetzt außerhalb der Schule entwickeln oder an sich wahrnehmen, zu einem Selbstbewusstsein führen, das sie wiederum in den Lernalltag mit zurückbringen“, betont die Pädagogin bei ihrem Werkstatt-Besuch. „Die Jugendlichen sollen ihren Wert für die Gesellschaft erkennen: Sie werden gebraucht.“

Das Hineinschnuppern in verschiedene Berufs- und Lebenswelten kann später in Praktika vertieft werden und dient somit im weitesten Sinne einer frühen Berufsorientierung. Einer von vielen Wegen, dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzutreten. „Wenn jetzt ein Schüler sein Interesse in einem der angebotenen Bereiche entdeckt, ist das auch für unsere Kooperationspartner ein Gewinn“, stellt Lowis-Auth fest. Sie hofft, im kommenden Jahr weitere Institutionen und Betriebe für das Projekt werben zu können. Denn eins steht für die Projekt-Koordinatorin fest: Nach so vielen positiven Rückmeldungen bereits zur Halbzeit geht es 2025 für die dann 8. Klassen weiter – unterstützt mit Experten-Wissen vom jetzigen Pilot-Jahrgang.

 

Foto: Team Technik: Unter der Anleitung von Jürgen Trautwein lernen Mattis, Emily und Abdul, wie man Räder fit macht. Davon hat sich Projekt-Betreuerin Astrid Lowis-Auth ein Bild gemacht. ©  Andrea Ludwigs-Spalink

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